Du baust gerade deine Selbstständigkeit auf oder bist schon selbstständig, möchtest aber noch kein Logo. Die Investition erscheint dir noch zu hoch, zu aufwendig. Du fragst dich, ob und wie du deine Selbstständigkeit visuell mit Qualität sichtbar machen kannst, wenn du noch kein Logo hast bzw. noch kein Logo anstrebst.
Ich zeige dir, wie das gehen kann, ohne dass du unkritisch irgendeinen KI-generierten Logo-Ersatz oder ein vorgefertigtes Template auf dein Erscheinungsbild bzw. deine Materialien klatschen musst.
(K)ein Logo hat Einfluss.
Kein Logo, dafür ein einfacher Schriftzug und eine Gestaltung, die passt.
Was brauchst du für einen einfachen Schriftzug und eine Gestaltung.
Ein Erlebnis einer Kundenanfrage hat mich dazu veranlasst, diesen Blog-Artikel anzugehen. Da kam ein (etwas holpriges) generiertes sogenanntes Logo vor, das keines war. Trotzdem schien die Person anzunehmen, dass das mutmaßlich ki-generierte Logo eine gute Grundlage für eine Gestaltung wäre. War es aber auch mehreren Gründen leider überhaupt NICHT. Lies dazu gern meinen Blog-Artikel, wenn dich typische Logo-Fehler interessieren.
Den Wunsch der Abkürzung kann ich verstehen. Aber mit einem Ersatz-Logo, das einfach so zusammengeneriert wird, kann auch viel kaputt gehen, ohne dass du es direkt merkst. Und das kann sich definitiv auch nachteilig darauf auswirken, wie deine Interessenten und Kunden dich und deine Selbstständigkeit einschätzen.
Ich möchte einen weiteren Weg vorschlagen, der etwas smarter und nah an deinen Basics und einer pragmatischen Nutzung ist. Ein Weg, bei dem du dir etwas bewusster über dein Erscheinungsbild werden kannst.
Zunächst steht die Frage im Raum, ob deine Selbstständigkeit komplett ohne Logo oder Logo-Ersatz funktionieren kann? Rein pragmatisch gesehen, vermutlich nicht.
Weil es ein paar Anwendungsfälle gibt, die du nicht komplett weglassen kannst bzw. auch nicht möchtest: Im Header deiner Website steht mindestens dein Name. Schon das wird von Besuchern vermutlich als Logo-Ersatz wahrgenommen. Auch auf Visitenkarten und in Social-Media-Profilen wirkt ein Schriftzug etwas professioneller und vollständiger als nur dein Foto oder Name in irgendeiner Schrift, die sich auch noch je nach Anwendung ändert.
Daher wird die Idee, gar kein Logo zu nutzen, schnell unpraktisch. Das führt manchmal dazu, dass Selbstständige schnell mal irgendwas machen, weil da ja nunmal irgendwas Logo-Artiges stehen muss.
Aus meiner Sicht wäre die logische Richtung ein einfacher Schriftzug, damit du nicht nur ›nackt‹ mit deinem Gesicht und Namen auftreten musst. Und das erstmal ohne vermeintlich schnelle Abkürzungen in Logo-Generatoren, Templates und KI, bei denen du Gefahr läufst, zufällig und oberflächlich irgendwas zu machen und eher nach Geschmack auszusuchen, ohne kritisch zu hinterfragen, warum das Ergebnis jetzt gut zu dir und deiner Selbstständigkeit passt.
Ein einfacher Schriftzug kann auch ohne aufwendige Entwicklung schon etwas mit Sinn und Verstand umgesetzt werden. Gestalterische Entscheidungen können schon gezielt getroffen werden, auch ohne das große Fass einer Logo-Entwicklung aufzumachen. Zu den gestalterischen Entscheidungen als Basis kommen wir gleich noch – mit Beispielen, damit du dir das besser vorstellen kannst.
Ein einfacher Schriftzug ist sozusagen eine Vorstufe. Statt gar kein Logo zu haben, gibt es einen Schriftzug, der zum Beispiel in der Schrift gesetzt wird, die als deine ›Hausschrift‹ festgelegt wird.
Vom einfachen Schriftzug sind die Übergänge zu einem ›richtigen‹ Logo fließend, würde ich sagen. Je nach Aufwand und Fertigkeiten kann auch ein einfacher Schriftzug zu einem Logo weiterentwickelt werden. Oder zumindest zu einem Bestandteil, der von deinen Kunden und Interessenten als Logo und einfach positiv und stimmig wahrgenommen wird.
Und manchmal bleibt ein ursprünglich (provisorischer) Schriftzug sogar immer weiter bestehen, wird vielleicht nur optimiert und wird irgendwann so verinnerlicht und von Kunden und Interessenten gelernt, dass es für sie einfach das Logo ist. Umso besser wenn es dann nicht die etwas unglücklich gewählte Schnörkelschrift ist, die dir einfach am Anfang gut gefallen hat aber schlecht lesbar ist und widersprüchliche Assoziationen enthält. ;-)
Das alles sind recht einfache Schriftzüge, die ich mit einfachen Mitteln mit einer markanten, passenden Schrift umgesetzt habe. Bei einigen Entwürfen ist mir im Prozess auch direkt schon eine bildhafte Ergänzung eingefallen, die den Schriftzug mehr zu einem Markenzeichen machen würde.
Würdest du die pragmatische, provisorische, eher einfache Umsetzung als Betrachter direkt negativ wahrnehmen? Vermutlich nicht. Weil es handwerklich relativ ordentlich ist und weil ein gewisser Charakter zu erkennen ist, der mit dem Rest der Gestaltung noch stärker werden kann. Als Betrachter bleibst du nicht an einem zaghaften, gruseligen, gebastelten Zustand hängen.
Und auch wenn du von so einem Schriftzug vielleicht noch nicht emotional total abgeholt wirst, ist der Zustand viel wert. Denn viel schlimmer als kein Logo ist ein Logo, das merkwürdig, unpassend oder irgendwie unprofessionell wirkt.
Was spricht für einen einfachen Logo-Schriftzug als Vorstufe, wenn du noch kein Logo angehen möchtest oder kannst:
Und dann wäre da ja auch noch das Thema Unsicherheit bei der Investition in ein aufwendiges Logo. Kein Logo bedeutet eben auch weniger Risiko, dass das Ergebnis misslingt, nicht funktioniert oder dir einfach nicht gefällt. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel Was, wenn dir das Logo nicht gefällt.
Was spricht dagegen, kein Logo zu haben, welches einen richtigen Entwicklungsprozess hatte:
Im Vergleich zu meiner klassischen Herangehensweise bei einer Logo-Entwicklung gehen wir sozusagen rückwärts vor. Statt die Logo-Entwicklung als Ausgangspunkt für die weitere Gestaltung zu nehmen, wird zuerst die Gestaltung entwickelt. Dann kann daraus unter anderem ein einfacher Schriftzug abgeleitet werden.
Dazu müssen wir uns zuerst um ein paar Grundlagen in deiner Selbstständigkeit kümmern. Das ist allerdings wieder die normale Richtung vorwärts. ;-)
Beantworte Fragen zu deiner Selbstständigkeit.
Das sollten Basics zur deiner Positionierung sein: Was bietest du an? Für wen ist das relevant? Was macht deine Zielgruppe aus? Was ist deiner Zielgruppe wichtig? Welche Werte und Schwerpunkte sind dir in deiner Selbstständigkeit wichtig? Wie möchtest du wirken und warum? Was möchtest du ausstrahlen und warum? Wie möchtest du NICHT wahrgenommen werden und warum? Was sind deine Ziele und wie kann deine visuelle Präsenz dabei mithelfen?
Je nachdem, wo du gerade mit deiner Selbstständigkeit stehst, können diese Fragen herausfordernder wirken. Mein Tipp: Mach die Antworten am Anfang ruhig stumpfer. Es muss noch nicht alles superstrategisch ausgetüftelt sein. Aber Klarheit zu deiner Ausrichtung bringt dir auch Klarheit, wie du visuell wirken möchtest.
Recherchiere und sammle Inspirationen:
Schau dich um, wie Mitbewerber und andere Selbstständige sich visuell präsentieren und finde durch Recherche und Sammeln heraus, wie du dich und deine Selbstständigkeit ausrichten möchtest und wie du dich davon abheben möchtest. Such erstrebenswerte Zustände bei anderen, die du selbst aus Kundensicht gut fändest und lass dich davon inspirieren.
Inspirieren heißt aus meiner Sicht nicht stumpfes Nachahmen und auch nicht, dass du dich einschüchtern lässt oder den Anspruch gleich bis zum Anschlag nach oben schraubst.
Sei selbstkritisch und sortiere und filtere:
Nicht alles, was dir spontan gefällt, macht in deiner Selbstständigkeit Sinn. Und eine Pinterest-Recherche kann zur Reizüberflutung werden.
Versuch pragmatisch Elemente und Richtungen rauszufiltern, die du in deiner Situation realistisch umsetzen kannst.
Mir ist klar, dass ich hier Schritte beschreibe, die für mich einfach erscheinen,
für dich in der Umsetzung aber eine Herausforderung sein können. Trotzdem denke ich, dass die Vorgehensweise dir helfen kann, die Richtung für dein Erscheinungsbild und deinen Schriftzug besser anzuvisieren, ohne irgendwie zufällig damit umzugehen.
Wenn dich das überfordert, schau dir mein Miniprodukt an, da gehe ich das ausführlich für dich durch.
1. Wähle eine passende Schrift und Schriftzusammenstellung:
Die Schriftfamilie ist später auch die Grundlage für den Schriftzug. Daher sollte die Schrift gut lesbar sein
und einen Charakter haben, der in deinem Fall gut passen könnte. Die Schrift sollte auch für dich leicht verfügbar sein (z.B. Google Fonts).
2. Stelle passende Farben zusammen:
Farben wirken sehr direkt und bleiben Betrachtern besonders in Erinnerung. Die Kombination von Farbtönen sorgt schnell dafür, dass ein eigener Charakter entsteht. Selbst wenn du Farben wählst, die andere auch benutzen, wirkt die Kombination für dein Erscheinungsbild direkt individuell.
3. Setze einen einfachen Schriftzug und mögliche Variationen für unterschiedliche Zwecke um:
Mit der Schrift kannst du pragmatisch deinen Namen als Schriftzug setzen. Probier Varianten aus, die für unterschiedliche Zwecke nützlich sein könnten: zweizeilige Variante mit einem Zusatz der daneben steht. Kompakte Variante, die für Anwendungen wie Profilbilder funktioniert.
4. Füge Bildhaftes hinzu, schaff dir einen Charakter:
Je nach Schrift und Branche und deiner Vorarbeit kannst du den Schriftzug noch etwas abändern und Elemente ergänzen, die mehr Charakter erzeugen: Eine Trennlinie, ein Rahmen, eine Hintergrundform.
Sei vorsichtig und überfrachte deinen Schriftzug im Zweifelsfall nicht mit Dekoration, die vielleicht bei kritischem Hinsehen gar nicht mehr so überzeugend wirkt oder die Lesbarkeit beeinträchtigt.
Hier kannst du den Ablauf nochmal anhand eines Beispiels für eine Gestaltung für eine fiktive Gärtnerei nachvollziehen.
1. Schrift, die zur Branche / zur Idee der Selbstständigkeit passt.
Ich habe dafür bei Google Fonts eine Schrift gewählt, die durch die Serifen (sog. Slab-Serif-Schrift) etwas kräftiger, robuster und zugleich charakteristisch wirkt. Weil es um eine Gärtnerei gehen soll, die auf robuste Naturgärten mit heimischen Pflanzen, spezialisiert ist. Also keine filigranen, exotischen Deko-Pflänzchen sondern auch mal anpackende Gartenarbeit, um eine stabile und nachhaltige Gartenentwicklung zu fördern.
Die Schrift unterstützt also erwünschte Assoziationen und ist praktisch verfügbar. Außerdem hat sie einige Schnitte (normal, fett, kursiv, fett-kursiv), was auch praktisch ist und sie ist (auch auf Bildschirmen) gut lesbar.
2. Farbpalette, die den Charakter stärkt und Ausstrahlung erzeugt.
Passend zu den Überlegungen zur Schrift soll die Farbpalette für die fiktive Gärtnerei grünes nachhaltiges Wachstum und Aktivität ausstrahlen. Vom hellgelben Sproß bis hin zu einer starken Pflanze mit kräftig grünen Blättern. Die neutralen Beifarben bringen Ruhe, Natürlichkeit und Robustheit.
Die Kombination an Farbtönen sorgt später zusammen mit der Schrift dafür, dass sich die Gärtnerei trotz Grün als typischer Charakterfarbe direkt von Mitbewerbern abhebt.
3. Schlichter Schriftzug.
Mit der gewählten Schriftfamilie setze ich einen Schriftzug mit dem Namen der Gärtnerei und füge noch einen optionalen Zusatz hinzu, der den Schwerpunkt enthalten könnte. Das funktioniert gut und wirkt schlicht und stabil (aber auch noch etwas langweilig).
4. Bildhaftes und Charakter hinzufügen.
Um die Ausrichtung der Gärtnerei noch etwas mehr einzubringen, setze ich den Namen zweizeilig und füge einen Trenner hinzu. Statt einfach einen Balken oder eine Linie zu nehmen, fällt mir ein Steckling für einen Strauch ein, der mit Knospen austreibt. Als Symbol für den Anfang, um einen Garten als Lebensraum zu entwickeln. Auch hier geht es bewusst darum, kein schnörkelig florales Element oder ein hübsches aber generisches Blatt zu nehmen. Der Steckling ist im Vergleich zu typischen Gärtnerei-Symbolen eher ein eigenwilliges, kantiges Element, das hier zur Schrift und zur Ausrichtung passt.
Klar ist das Ergebnis trotzdem noch etwas einfach und oberflächlich. Bei einem aufwendigen Logo würde der Prozess hier erst richtig losgehen. ;-) Aber der Schriftzug ist pragmatisch nutzbar und hat einen gewissen Wiedererkennungswert.
Gestaltung weiterdenken und nutzen.
Durch diese Basis kann die Gestaltung weitergedacht werden. Die fiktive Gärtnerei hat jetzt eine charakteristische Schrift für Website und Flyer. Es gibt Farben, die stärkend genutzt werden können. Durch die Idee des visuellen Elements (Steckling) gibt es auch Potential, weitere solche Elemente in einem ähnlichen Stil hinzuzufügen. Im Zweifelsfall kann also schon durch die jetzigen Entscheidungen eine schlichte aber wiedererkennbare Gestaltung umgesetzt werden.
Meine Überlegungen dazu: Die Tischlerei möchte Kunden ansprechen, die nach modernen, langlebigen Möbeln und passgenauen Einbaulösungen suchen. Die gewählte Schrift strahlt daher moderne Klarheit, Schlichtheit und Stabilität aus. Die Farben ergänzen diese eher kantige, exakte Optik durch warme, aktive und natürliche Töne. Als charakteristisches visuelles Element kam mir hier die Idee, Holzverbindungen einzubauen (wie hier eine aufwendige und akurat ausgeführte Schwalbenschwanz-Verbindung).
Meine Überlegungen kurz zusammengefasst: Die gewählte Schrift drückt Kreativität und Persönlichkeit aus, wirkt vielschichtig und vertrauenswürdig. Die Farben bringen sowohl Tiefe als auch Leichtigkeit und eine kommunikative Note. Der zweizeilige Schriftzug bekommt als markantes Detail einen Trenner als Abschluss, der für die Fortsetzung der Auseinandersetzung und den Schreibprozess steht.
Die Beispiele hier, die ich für fiktive Selbstständigkeiten entwickelt habe, sollen deutlich machen, wie viel Potential bereits in einfachen Entscheidungen steckt und dass es meistens Gründe für diese Entscheidungen gibt, die man der Gestaltung nicht sofort ansieht.
Und um visuell ordentlich und passend mit deiner Selbstständigkeit sichtbar zu werden, braucht es nicht immer das aufwendige Logo. Es kann auch eine bewusste Grundlage für die Gestaltung sein, die ausbaufähig aber in ihrer Einfachheit schon stimmig ist.
Ein einfacher Schriftzug oder eine ordentliche Vorstufe kann pragmatisch sein und je nach Ausrichtung und Branche bei dir und deiner Selbstständigkeit gut funktionieren.
Aber trotzdem kann eine professionelle Unterstützung für die Basis sinnvoll sein. Weil es im Detail eben nicht so einfach ist, die ›richtige‹ Schrift auszusuchen oder die Farbpalette so anzulegen, dass du damit auch praktisch etwas anfangen kannst. Und damit will ich das Selbermachen nicht runtermachen. Nur ist das verständlicherweise höchst unterschiedlich, was qualitativ dabei herauskommt.
Ich hoffe, mein Ansatz ist für dich eine Inspiration und Anleitung, wie du sinnvoll und pragmatisch vorgehen kannst. Auch wenn du vielleicht erstmal einen stabilen Zwischenzustand herstellst, der später ausgebaut werden kann.
Natürlich kannst du auch Logo-Generatoren ausprobieren, KI nutzen, bei Plattformen wie Canva Vorlagen als Ausgangspunkt für deine Gestaltung ausprobieren und abwandeln. Aber du hast jetzt hoffentlich noch besser das Gesamtgebilde und die Basiszutaten auf dem Schirm und dass dafür irgendein generiertes Logo mit Gedöns und oberflächlicher Deko nicht unbedingt die Lösung ist, die dein Erscheinungsbild stärker macht.
Frag dich bei deinen Entscheidungen und Abwägungen immer wieder nach dem Warum. Warum wählst du ausgerechnet diese Schrift? Warum passen die Farben gut zu dir und deiner Selbstständigkeit? Warum wirken die Gestaltungsentscheidungen zusammen in deiner jetzigen Situation stimmig? Warum fühlst du dich mit der einen Richtung wohler als mit einer anderen? Und warum passt deine anvisierte Richtung zu deiner Selbstständigkeit?
Wenn du deine eigenen Entscheidungen begründen kannst, verirrst du dich nicht in reinen Geschmacksentscheidungen und kannst bewusster eine gute Basis herstellen.
Bevor du das große Fass für dein visuelles Erscheinungsbild aufmachst, schau dir mein Miniprodukt an: Für eine gezieltere Vorarbeit, Recherche und smartere Entscheidungen für deine Basics.
Bonus-Teil mit Schulterblick und Fallbeispielen für die Gestaltungs-Basics. Inkllusive der Beispiele hier im Blog-Artikel ausführlicher.