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›Ich brauch doch nur was ganz einfaches

(Überhöhte) Erwartungen an dein Design-Projekt.

Bei Anfragen für Design-Projekte begegnet mir manchmal dieser Satz. Und das ist ganz normal.

Früher bin ich tatsächlich oft ein bisschen auf diese Einstellung ›hereingefallen‹. Ich habe selbst gedacht: Na klar, der Kunde braucht verständlicherweise ›nur‹ was ganz einfaches. Schauen wir doch mal, wie wir das hinkriegen :-)

Ich brauch doch nur was ganz einfaches.

Hallo, ich bin Annika, selbstständige Designerin und ich unterstütze Selbstständige und smarte UnternehmerInnen dabei, sich online und offline sichtbar zu machen. Nachhaltig und ohne nerviges Werbegetrommel.

Designerin für Selbstständige, zum Beispiel für dein Logo und Corporate Design

Nur weil ein Ergebnis einfach aussieht, ist der Weg dahin nicht automatisch simpel.

Erstmal ist der Wunsch nach einer einfachen Lösung absolut verständlich und legitim.

Aber hinter dem Satz stecken manchmal überhöhte Erwartungen (groteskerweise) oder falsche Vorstellungen zum Designprozess. Manchmal geht es auch schlicht um die finanzielle Sparsamkeit, weil es eben einfach = günstig sein soll.

Meinen KundInnen ist aber meist nicht bewusst, was an dem Satz oder an den damit verbundenen Erwartungen problematisch ist. Und das gucken wir uns jetzt mal konkret an.

Drei Fälle,
warum die Erwartung nach einem einfachen Weg
meist nicht erfüllbar oder nicht sinnvoll ist.

1. Je einfacher das sichtbare Ergebnis, desto aufwendiger der Prozess.

Diese Aussage ist schon fast ein Klassiker im Design.

Nehmen wir als Beispiel eine Logo-Entwicklung.
Je einfacher das Endergebnis (also das Logo) sein soll, desto schwieriger ist es meist, dorthin zu kommen. Denn bei aller Einfachheit soll ein Logo bestimmte Werte transportieren und Assoziationen wecken. Es soll einfach und einprägsam sein aber gleichzeitig nicht beliebig. Das ist wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt.

Man muss überhaupt erst einmal eine Lösung finden, die sich einfach visualisieren lässt. Und man muss immer wieder Details wegkürzen, ohne dass der Charakter des Designs wieder verloren geht. Der Weg zum fertigen Ergebnis ist also überhaupt nicht einfach.

Das ist Interessenten und Kunden aber oft nicht bewusst, weil der Prozess für sie unsichtbar ist.
Am Ende steht nur ein reduziertes Zeichen, das man theoretisch in kürzester Zeit nachzeichnen kann – oder mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann, wie es ein bekannter Grafikdesigner* mal so schön ausdrückte.

* Zitat von Kurt Weidemann: ›Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.‹

Je einfacher das sichtbare Ergebnis, desto aufwendiger der Prozess.

Auch ein Profi zeichnet nicht in fünf Minuten ein Logo.

Der Trugschluss dabei:
Das kann ja eigentlich im Prozess nicht so lange dauern, weil das Ergebnis doch so simpel aussieht und das Nachzeichnen in einer passenden Software mit etwas Übung relativ schnell möglich wäre.

Aber nur wenn man den Prozess durchlaufen hat und an den richtigen Stellen die passenden Ideen hatte, kommt überhaupt die spätere Lösung dabei heraus.

Und da nützt es herzlich wenig, wenn man das Ergebnis handwerklich oder technisch mit der passenden Software relativ schnell umsetzen oder nachbauen könnte.

2. Im Prozess merkt man, dass man mehr braucht.

Manchmal möchten sich KundInnen verständlicherweise auf eine möglichst überschaubare, kleine Lösung konzentrieren.

Bei einer Website zum Beispiel steht vor Projektbeginn oft der Wunsch:
Es soll bloß nicht aufwendig sondern ganz einfach gehalten sein – und nicht viel Mühe machen. Eigentlich sehr löblich, sich zu beschränken. Gerade bei der Umsetzung einer Website kann es ja sonst auch schon mal ausufern. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel So stellst du deine Website-Inhalte fertig.

Aber dann kommt der inhaltliche Prozess und KundInnen merken auf einmal durch die inhaltliche Auseinandersetzung, dass sie doch mehr brauchen – und vor allem mehr wollen. Denn sie haben sich vorher noch gar nicht richtig mit ihrer Website beschäftigt und nicht genauer darüber nachgedacht, was sinnvoll ist. Wie auch. Das wäre ja so, als ob man den Prozess schon vorwegnehmen würde.

Sobald sie dann anfangen, Struktur und Inhalte zu entwickeln, wird ihnen plötzlich bewusst, dass es doch nicht ganz so einfach und minimal sein soll. Sie stellen fest, dass mehr Umfang sinnvoll ist und dass sie ihren Website-Besuchern mehr anbieten möchten. Ihnen fallen auf einmal ganz viele Bestandteile und Inhalte ein, an die sie vorher noch gar nicht gedacht hatten.
Und es macht ihnen oft sogar Spaß, mehr aus dem Projekt herauszuholen.
Das ist toll aber gleichzeitig keine gute Ausgangssituation, wenn das Projekt von vorneherein nur auf eine möglichst simple Minimallösung dimensioniert wurde.

Wenn wir schon dabei sind, können wir doch auch...

Und plötzlich ist man doch in einem aufwendigeren Design-Prozess gelandet, der so gar nicht geplant war und der zusätzlich Zeit kostet.

Einfach weil es geht. Und weil es oft auch sinnvollen Bedarf gibt, mehr zu machen.

3. Versteckte Aufgaben lassen sich nicht zugunsten einer ›einfachen‹ Lösung wegkürzen.

Meine KundInnen haben meist noch nicht besonders oft ein Logo oder eine Website entwickelt. Meistens noch nie.
Sie wissen nicht, was im Hintergrund alles stattfindet. Und das ist ganz verständlich. Und ehrlich gesagt ist das auch nicht gerade ein Thema, mit dem ich Interessenten gern in seiner Gesamtheit konfrontiere. Denn das kann auch schnell überfordernd wirken.

Ein gutes Beispiel sind Einrichtung von Domain und Webhosting bei einer neuen Website.
Eine recht normale Aufgabe in einem Website-Projekt. Viele meiner KundInnen haben so etwas noch nicht oder wissen gar nicht, was das Webhosting eigentlich ist und wozu das gut ist. Oder sie haben irgendwo einen alten Vertrag bei einem Hosting-Anbieter, den sie erst aus irgendwelchen Aktenordnern hervorkramen müssen.

Gehts dir auch so? Dann keine Sorge, du bist nicht allein.
Aber in der Zusammenarbeit müssen diese kleinen Aufgaben im Hintergrund ja trotzdem erledigt werden. Jemand muss die Website auf dem Webserver einrichten, SSL-Zertifikate verknüpfen, Weiterleitungen einstellen, ggfls. eine Datenbank anlegen, ein Analysetool installieren, die Website in der Google Search Console anmelden und vieles mehr.

Technikkram und Organisation wird bei der Einschätzung gern übersehen.

Wenn du den Technikkram gerade fragwürdig findest und wissen willst, was im Hintergrund alles bei einer Website berücksichtigt werden muss, lies auch meinen Artikel ›Die versteckten Aufgaben deiner Website-Entwicklung‹.

Ein halber Prozess führt nicht zum fertigen Ergebnis.

Ein halber Prozess führt nicht zum fertigen Ergebnis.

Weglassen funktioniert bei ganz vielen Projekten nicht. Die Website muss schließlich online, einigermaßen vollständig, informativ sein und nicht peinlich selbstgebastelt aussehen. Wo will man die Zeit einsparen? Bei den Inhalten? Beim Design von mir aus. Aber dann bitte auch ehrlich sein und es ohne Designerin angehen.

Dafür gibt es tolle Möglichkeiten mit Baukasten-Websites und vorgefertigten Templates zu arbeiten, die du selbst füllen kannst. Wenn du wissen möchtest, warum mein Job trotzdem nicht überflüssig ist, lies dazu auch meinen Blog-Artikel Warum Templates-Befüllen nicht reicht.

Wie lange würdest du brauchen, wenn du dein Projekt alleine angehst.

Weil bestimmte Aufgaben nicht wegfallen können, gibt es bei mir auch keine Website-Umsetzung unter einer bestimmten Stundenzahl. 25, 36 oder 40 Stunden kommt dir viel vor? So viel bei einer ›einfachen‹ Website?

Glaub mir, das ist wenig, wenn du ganz ehrlich alle Aufgaben im Hintergrund einbeziehst und dir klar machst, dass du am Ende eine ›fertige‹ Website mit einem auf dich zugeschnittenen Design für deine Selbstständigkeit bzw. dein Unternehmen online hast.

Und vergleiche die investierte Zeit mal mit der Zeit, die du brauchen würdest, wenn du dich damit komplett allein herumschlagen müsstest.

Unrealistische Erwartungen sind normal.

Jetz hab ich viel darüber gesprochen, dass meine KundInnen in der Zusammenarbeit Erwartungen an mich herantragen, die eben nicht so einfach sind wie gedacht oder die ich leider nicht ›einfach so‹ erfüllen kann. Und vielleicht hast du dich auch ertappt gefühlt, weil du bisher eine ähnliche Einstellung zu deinem Design-Projekt hast. Auch weil du nicht möchtest, dass dein Projekt komplett finanziell und zeitlich ausartet.

Das ist ganz normal. Du musst nicht wissen, was im Hintergrund alles dazugehört. Du musst nicht im Voraus alle Aufgaben im Hintergrund kennen und du musst dein Design-Projekt vorab nicht perfekt einschätzen können.

Und auch ich kann nicht zu Beginn perfekt voraussehen, wohin sich der Prozess der Zusammenarbeit entwickelt und was als Ergebnis herauskommt.

Nicht in die Falle tappen, nur was einfaches anzuvisieren, wo doch eigentlich Wertschöpfung stattfinden sollte.

Nicht in die Falle tappen, nur was einfaches anzuvisieren, wo doch eigentlich Wertschöpfung stattfinden sollte.

Design ist kein Bonus oder Selbstzweck. Und Einfachheit an sich ist noch kein Ziel. Es gibt andere je nach Kontext ganz konkrete Ziele, die damit erreicht werden sollen:

  • Die Gestaltung soll es Nutzern erleichtern, die Inhalte wahrzunehmen.
  • Die Website soll eine Atmosphäre aufbauen, damit Interessenten sich die Realtität vor Ort gut vorstellen können.
  • Das Logo soll die Werte transportieren und starkes Erkennungszeichen sein, damit Menschen das Unternehmen gleich erkennen und damit verbinden.

Als Designerin kann ich dafür sorgen, dass wir nicht in die Falle tappen, nur was ›ganz einfaches‹ anzuvisieren, wo doch eigentlich Wertschöpfung stattfinden sollte.

Eigentlich geht es bei Design um Wertschöpfung.

Auch wenn wir einen kompakten, einfachen Prozess anstreben, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mit einer Designerin wertschöpfend für deine Selbstständigkeit. Da geht es nicht darum, ›nur‹ was ganz einfaches zu haben, das irgendwie da ist und oberflächlich seinen Zweck erfüllt.

Vielmehr geht es um ein zielgerichtetes Ergebnis, das dir und deinem Business nachhaltig nützt und zu dir und deiner Selbstständigkeit passt.

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