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Meine liebsten Unsicherheiten.
Die mir zum Glück heute fast egal sind.

Gerade in den Anfängen der Selbstständigkeit tun wir Dinge, von denen wir glauben, dass das so sein muss. Oder wir versuchen vermeintliche Unzulänglichkeiten zu verbergen. Damit bloß keiner merkt, dass... ja, was eigentlich? Dass wir nicht perfekt sind? Dass wir manchmal unsicher sind? Dass wir noch aus Fehlern dazulernen?

Blog-Artikel: Unsicherheiten meiner Selbstständigkeit

Hallo, ich bin Annika, selbstständige Designerin und ich unterstütze Selbstständige dabei, sich online und offline sichtbar zu machen. Am liebsten ohne oberflächliches Werbegetrommel sondern mit einer stabilen visuellen Basis.

Designerin für Selbstständige, zum Beispiel für dein Logo und Corporate Design

Rückblickend ›witzige‹ Unsicherheiten meiner Selbstständigkeit

In der Selbstständigkeit schleichen sich gerne mal (nicht so gute) Glaubenssätze ein.
Macht man halt so. Alle anderen machen das doch auch. Ich muss das machen, weil das so ist. Ich darf nicht negativ auffallen. Niemand soll denken, dass ich unprofessionell bin.

In diesen Gedanken und Befürchtungen war ich früher ziemlich gut. Bin ich heute auch noch, aber darüber schreibe ich vermutlich in ein, zwei Jahren dann einen weiteren Blog-Artikel. ;-)

Dadurch, dass ich ein paar rückblickend spaßige Unsicherheiten meiner Selbstständigkeit offenlege, nehme ich ihnen mal ganz frech den Schrecken. Interessant für dich, falls dir es dir im Alltag manchmal auch so ähnlich geht bzw. ging. ⁠

1. Zu wenig Rechnungsnummern

Ich habe früher Angst gehabt, dass Kunden bemerken, wie wenig Rechnungsnummern ich vergebe. Ich dachte, dass die dann vielleicht denken, dass ich erfolglos bin, weil die Nummern bei mehreren Rechnungen so nah aneinander liegen. Gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit gab es einfach nicht so viele Rechnungen für verschiedene Kunden.

Der merkwürdige Glaubenssatz dazu:
Nur wer viele Rechnungen schreibt (und viele Rechnungsnummern vergibt), ist erfolgreich selbstständig. Empfand ich früher wirklich so.

Kürzlich bin ich übrigens bei Rechnungsnummer 2.000 angekommen. Soooo... Jetzt gehts mir besser.

2. Nur wer dauernd telefoniert und Termine hat, ist so richtig beschäftigt.

Ich dachte, als Selbstständige muss ich ganz oft pro Woche Telefonate führen und irgendwo zwischen vielen Terminen herumhuschen. In den seltenen Gesprächen über meine Arbeit mit meinem Umfeld habe ich dann auch mal übertrieben, damit es nicht so wirkt, als würde ich ›nur‹ zuhause vor mich hinarbeiten.

Unangenehmer Nebeneffekt war auch: Wenn seitens der Steuerberatung nach Autofahrten / Fahrtenbuch für die Steuererklärung gefragt wurde, war mir das früher ein bisschen peinlich, dass ich kaum durch die Gegend zu KundInnen gefahren bin. Andere machen das doch dauernd und ganz viel.

Heute sage ich, Juhuuu ich darf zuhause produktiv vor mich hinarbeiten. Und das Wichtigste: Ich weiß, dass ich dieses ruhige konzentrierte Arbeiten zwingend brauche, um qualitativ vorwärts zu kommen. Und mittlerweile bin ich sowieso kein regionaler Dienstleister mehr. Meine KundInnen sind in ganz Deutschland und wir tauschen uns online per E-Mail und Video-Termin aus.

3. So ein Faxgerät braucht man ja dann schon, wenn man ein ›richtiges‹ Unternehmen sein möchte.

Zu Beginn meiner Selbstständigkeit war die Faxnummer und das Faxgerät tatsächlich noch etwas, wo ich dachte, das sollte man Kunden zumindest anbieten können. Sonst ist man unprofessionell, weil man dann ja sagen müsste, sowas (altbackenes) habe ich leider nicht. Und ja, tatsächlich gab es da anfangs auch ein größeres Unternehmen, das Auftragsbestätigungen per Fax geschickt hat.

Heute würde ich bei solchen Glaubenssätzen ›Braucht man halt‹ immer hinschauen und dann zu dem Schluss kommen, hab ich halt nicht.

4. Wenn ich mobil nicht erreichbar bin, halten mich die Kunden für seltsam.

Zugegeben, das zerrt heute manchmal noch an mir.
Denn viele Selbstständige sind mobil über das Smartphone erreichbar und wickeln auch teilweise die Kommunikation direkt über Messenger-Dienste ab. Und das hat auch je nach Business bestimmt seine Berechtigung und Vorteile.

Aber bei mir ist es einfach so, dass ich wenn ich nicht arbeite, auch nicht erreichbar sein muss / möchte. Ich muss beim Hundespaziergang nicht nebenbei Änderungswünsche einer Kundin zu einem Flyer aufnehmen. Und das würde eh nicht funktionieren, weil ich die Hälfte vergessen würde.

E-Mails lese ich in der Regel sehr schnell und kümmere mich in dringenden Fällen auch so zügig wie möglich. Und ja ein Messenger direkt auf dem Handy hätte da sicher Vorteile, aber meistens geht es bei meinen Projekten nicht darum, mal eben schnell ne kurze Änderung durchzugeben. Sondern um einen gebündelten qualitativen Austausch mit Auseinandersetzung auf beiden Seiten. Da ist die Kombination aus E-Mail + Online-Gesprächen genau richtig.

Aber ja, einige denken bestimmt, dass ich seltsam bin, wenn ich mobil nicht direkt erreichbar bin. Und das ist ok.

5. Der Name muss sich professionell anhören.

Lang ist es her. Aber ich hatte früher eine GbR mit meinem Mann zusammen und wir nannten uns hg medien. ›Irgendwas mit Medien‹ passt hier also super. Und natürlich habe ich früher gedacht, man muss sich ja so einen Namen geben, damit es professionell klingt und sich nach was anhört. ;-)

Heute wäre das ein Name, den ich Kunden nicht empfehlen würde. Aber vielleicht braucht man auch einfach so einen Anfangsnamen, den man später wieder los wird.

6. Der Blazer im Schrank.

Ich habe anfangs versucht, irgendein Kleidungs-Ideal zu erreichen, was nicht so richtig zu mir gepasst hat. Aber das wusste ich früher auch einfach noch nicht. Für Termine kam dann der Blazer zum Einsatz, den ich sonst nie anziehen würde. Und ja, ich hatte sogar Schuhe mit kleinen Absätzen…

Vorher wurde dann leicht gestresst versucht, von dem feinen Stoff Hundehaare zu entfernen. Soll ja schließlich alles professionell und ordentlich sein.

7. Sind ja doch nur irgendwie bunte Bildchen.

Ich habe früh mit Stockillustrationen angefangen und habe seit 2019 auch einen Etsy-Shop für digitale Produkte. Aber das ist ja so gar nicht ernsthaft businessmäßig. Und dann auch noch finanziell gar nicht mal so krass.

Darum habe ich bei meinem zweiten Standbein lange herumgedruckst und hätte das Thema in Gesprächen schnell abgewiegelt. Sind ja nur bunte Bildchen. Es kam mir selbst irgendwie albern vor.

Heute finde ich es mega, diesen Bereich zu haben (auch wenn das passive Einkommen immer noch nicht ganz für ›ich lasse mein Geld für mich arbeiten‹ reicht). Und man könnte sich sehr ausgiebig mit mir darüber unterhalten, wie es ist mit digitalen Produkten Geld zu verdienen oder etwas aufzubauen.

8. Flauten lieber verschweigen.

Früher war es mir schon wichtig, immer so zu wirken, als ob es wirtschaftlich rund und gleichmäßig läuft. Ich hätte zum Beispiel nie offen kommuniziert, wenn es mal nicht so gut lief.

Ich hätte viel zu viel Angst gehabt, dass mich Menschen dann für erfolglos halten. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel Über Ängste und Unsicherheiten in der Selbstständigkeit.

Heute bin ich ziemlich sicher, dass es vielen anderen Selbstständigen manchmal auch so geht und dass es wahnsinnig erleichternd ist, das einfach offenzulegen. Und heute weiß ich auch einfach, dass mein Erfolg und meine Expertise nicht direkt mit dem Kontostand und der Menge der Anfragen zusammenhängt.

Über sich selbst auch mal lachen können.
Zumindest im Rückblick.

Ich mache mich gerade eigentlich ein bisschen über mich selbst lustig, merke ich. Gerade die Sache mit den Rechnungsnummern ist irgendwie putzig. Als ob Kunden sich damit beschäftigen, Rechnungsnummern zu vergleichen und dann daraus schlussfolgern, dass da ja offenbar wahnsinnig wenig los ist. Obwohl, wer weiß.

Das Schöne ist, es sagt einfach nichts über den Erfolg aus und da bin ich entspannter geworden.

Über die aktuellen Unsicherheiten kann ich noch nicht lachen. Das klappt erst mit Blick zurück. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel Was mein früheres Ich nicht von mir wissen will.

Aber ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Selbstständigen so geht. Am Anfang hat man noch so viele Unsicherheiten und Glaubenssätze im Kopf, wie das mit der Selbstständigkeit denn idealerweise sein soll. Und ständig ist da diese Angst, dass das Umfeld irgendwas auszusetzen haben könnte.

  • So macht man das halt.
  • So sieht das bei den anderen ja auch aus.
  • Das wird doch erwartet, dass ich das so mache.

Wir möchten nicht, dass das Umfeld merken könnte, dass man gar nicht so ›professionell‹ ist. Das Hochstapler-Syndrom lässt hier auch ein bisschen grüßen.

Und das ist insofern fragwürdig, weil Selbstständigkeiten ja nun einmal einen Anfang haben und sich weiterentwickeln. Ich bin heute ›professioneller und erfahrener als am Anfang. Das ist doch ganz normal.

Du hast bestimmt ganz andere Kleine Unsicherheiten. Meine kommen mir etwas speziell vor. Vielleicht ist der Artikel aber eine Inspiration für dich, mal zu überlegen, welche merkwürdigen Vorstellungen und Glaubenssätze du mit dir rumschleppst. Vielleicht kannst du diesen Ballast ja auch noch stückchenweise reduzieren.

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