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Keine Ziele sind auch keine Lösung.

Sobald gefühlt wieder alle in sozialen Kanälen gerade ihre Jahresziele planen oder mutmaßlich vorzeigen, wie gut strukturiert und organisiert sie das hinkriegen, entsteht bei mir meist eher der Reflex, mich davon zu distanzieren.

Aber vielleicht ist das gar nicht so optimal, das mit den verbindlichen Zielen einfach komplett sein zu lassen.

Blog-Artikel: Keine Ziele sind auch keine Lösung.

Hallo, ich bin Annika, selbstständige Designerin und ich unterstütze Selbstständige dabei, sich online und offline sichtbar zu machen. Am liebsten ohne oberflächliches Werbegetrommel sondern mit einer stabilen visuellen Basis.

Designerin für Selbstständige, zum Beispiel für dein Logo und Corporate Design

Erst gar keine Ziele verbindlich verfolgen, dann kann auch nichts schiefgehen.

Neulich habe ich in einem Podcast gehört, dass es offenbar öfters vorkommt, dass Menschen sich erst gar keine verbindlichen Ziele setzen, weil sie dann nicht frustriert werden können und sich nicht selbst enttäuschen wollen. Sie rechtfertigen sich damit, dass sie das mit den Zielen nicht so als Zwang wollen und bewusst darauf verzichten.

Aber im Hintergrund ist eigentlich manchmal die Angst vor dem Scheitern der Grund, das mit den Zielen einfach locker zu sehen oder nicht so diszipliniert zu verfolgen.

Und da musste ich ein Stück weit zustimmen und in Erwägung ziehen, dass das auch in Teilen auf mich zutrifft.

Eigentlich bin ich ziemlich stolz darauf, dass ich diesen ganzen Druck von außen zu hochtrabenden Geschäfts-Zielen, Business-Erfolgen und dieses Höher Schneller Weiter ganz gut abblocke und auf Distanz halte. Macht ja nur unzufrieden. Und es ist eh fraglich, wie toll und perfekt es denn überhaupt bei den anderen läuft.

Aber ich habe im letzten Jahr auch ein paar Baustellen in meiner Selbstständigkeit wachsen lassen, anstatt Ziele (die ich eigentlich habe) wirklich voranzutreiben. Und das sind definitiv Ziele, die diese Baustellen kleiner machen würden. Es gibt zwar viel Gutes im letzten Jahr und es könnte vieles unsicherer, instabiler und schlechter sein. Ich will mich nicht beklagen, habe aber den Verdacht, dass es nicht reicht, im neuen Jahr einfach so weiterzumachen.

Ehrlich gesagt ist da gefühlt nicht genug passiert. Der anvisierte Zustand ist gefühlt eher schlechter geworden, weil ich so viel Energie und Aufmerksamkeit in andere Aufgaben investiert habe (und gefühlt musste).

Ich sage bewusst ›gefühlt‹, weil natürlich trotzdem im Hintergrund ganz viel passiert ist und ich vieles geschafft und gemacht habe:

Zuerst gute Entwicklungen würdigen

Die weiterhin steigende Anzahl der Website-Besuche im Vergleich zum Vorjahr sind im Rückblick eine gute Entwicklung. Allerdings bin ich froh über dieses Diagramm. Denn nur durch den relativ großen Zeitraum eines Jahres wird diese Steigerung überhaupt sichtbar.

*2020 war übrigens ein Jahr, in dem ich auf meiner Website aufgeräumt habe und ganz viel Traffic verloren habe, der dann zu meiner Zweit-Website mit den Illustrationen gewandert ist. Darum geht es erst ab 2021 bergauf.

Infografik mit Website-Besuchen

Die fertiggestellten Projekte sprechen eigentlich für ein erfolgreiches Jahr.

  • Sieben Websites wurden in 2023 onlinegeschaltet
    (davon sind zwei noch nicht in meinem Portfolio).
  • Fünf Logos (+ Erscheinungsbilder) wurden entwickelt
    (davon sind drei noch nicht in meinem Portfolio).
Projekte 2023

Trotz der stetigen Entwicklung, die einem selbst manchmal einfach zu wenig auffällt, erscheint es mir dieses Jahr sinnvoll, eine Selbstverpflichtung einzugehen, ein paar Ziele recht deutlich (messbar) zu setzen und den Weg dahin konkreter zu planen. Und zwar so, dass ich sie nicht ignorieren und einfach verschieben kann.

Dieses Jahr mehr Selbstverpflichtung bei Zielen.

Ich brauche offenbar zumindest teilweise für wichtigste Kernziele eine Selbstverpflichtung. Und was wäre besser geeignet als der Blog. Ich mache das einfach hier schriftlich.

Denn heute ist mein erster Arbeitstag nach der Winterpause und in meinem Kopf ist noch ziemlich viel durcheinander. Corona-positiv bin ich auch noch… yey.

Einerseits bietet das neue Jahr viele Möglichkeiten, viele Dinge stückchenweise besser zu machen und einfach stetig und geduldig weiterzumachen. Also ruhig bleiben, es wird schon. Langsam aber stetig ist und bleibt mein Motto! Wer braucht da noch größere Ziele. ;-)

Zahlen aus dem letzten Jahr, die mich alarmiert haben.

Am ersten Arbeitstag gucke ich mir immer ein bisschen die Zahlen an, lege neue Tabellen für das neue Jahr an. Und einiges hat mich beim Angucken nachdenklich gemacht und auch etwas gefrustet:

Ich habe im Jahr 2023 signifikant mehr Stunden gearbeitet als im Jahr davor. Und gleichzeitig habe ich fast den gleichen (nur etwas mehr) Umsatz erwirtschaftet. Meine auftragsunabhängigen Einkünfte sind noch weiter gesunken (das zweite Jahr in Folge).

Infografik mit Umsatz und Arbeitsstunden in 2023 und 2022 zum Vergleich

Und das ist irgendwie keine gute Nachricht / Tendenz.
Ich arbeite mehr und habe mich ordentlich angestrengt. Teilweise zu viel. Das passt auch zu meinem Gefühl im Jahr 2023. Es war anstrengend. Und das sich das dann am Ende wirtschaftlich nicht so deutlich widerspiegelt, hätte ich so nicht ganz so erwartet.

Zum Teil liegt das daran, dass ich mich teilweise in 2023 weniger leistungsstark gefühlt habe und manches einfach länger gedauert hat, nicht mehr so unbeschwert laufen wollte. Das wiederrum führte noch mehr dazu, dass alles sich ein bisschen anstrengend angefühlt hat.

Vielleicht ist so ein Jahr auch ganz normal in der Selbstständigkeit. Ist ja nicht das erste Mal. Eigentlich alles ganz ok, nichts furchtbar schlimmes. Aber trotzdem kein Jahr, das man so nochmal genau so haben möchte.

Damit lebe ich also auch ein bisschen. Weil es auch zur Selbstständigkeit dazu gehört.

Wenn Langzeitziele nicht so richtig in die Gänge kommen.

Was mich aber vor allem frustriert hat, ist, dass das auftragsunabhängige Einkommen, das ich weiter hochschrauben wollte, so rückläufig ist. Dafür bin zwar nicht nur ich verantwortlich. Sondern auch wieder die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, die auch die Nischen, in denen das Einkommen bisher erzeugt wird, betrifft.

Aber seit Jahren ist mein Ziel im Hinterkopf mehr Einkommen aufzubauen, das nicht kunden- und auftragsgebunden ist. Einkünfte, die im Idealfall in Urlaubszeiten, am Wochenende und nachts eintrudeln und mehr Stabilität geben. Mehr Unabhängigkeit. Mehr Sicherheit insgesamt, auch weil es mehrere Standbeine gibt.

Und ich ärgere mich, dass ich dieses Ziel so klar im Kopf habe, aber den Weg dahin nicht konsequent genug weiter gegangen bin.

Auftragsunabhängiges Einkommen, Erlösung und anstrengende Daueraufgabe.

Die Nischen, die ich bisher besetze, sind gar nicht so leicht skalierbar. Oder zumindest ist es ordentlich aufwendig. Dazu gehören Stockplattformen, mein sehr gemochter Etsy-Shop, der so langsam wieder etwas Fahrt aufnimmt und weitere Plattformen für kreative Werke.

Dazu findest du eine grobe Übersicht auf meiner zweiten Website.

In 2023 kam dazu noch KI, die den Markt für Illustrationen weiter entwertet und noch weiter entwerten wird. Durch KI wird die Nische weiter verschoben und eingeengt. Stockillus sind ja schon lange eher ein kleiner Basis-Verdienst gewesen. Aber wenn die Plattformen weiter mit KI-generierten Kunstwerken und Bildern überschwemmt werden, kann ich mir als kleine Kreative ausmalen, dass diese Nische mir immer weniger bringen wird.

Also muss die Tendenz mehr zu Etsy und anderen Plattformen und zur Entwicklung der eigenen Marke und neuer Produkte gehen. Produkte, die über das hinausgehen, was hundertfach schon irgendwie online verfügbar zu sein scheint. Und das kostet Zeit und Energie. Im Gegensatz zur einfachen Stockillustration, die ich früher so gerne angefertigt habe, weil ich eben nicht groß nachdenken musste, und am Feierabend zur Entspannung einfach was produzieren konnte.

Ich habe in 2023 zwar immer nebenbei ein bisschen an dem Aufbau der Nische (vor allem Etsy) gearbeitet. Aber es ist eigentlich zu wenig gewesen, um zumindest gefühlt eine Schwelle zu erreichen, die stabil Einkommen erzeugt. Ich hätte mehr Produkte umsetzen müssen. Ich hätte strategischer vorgehen müssen.

Ideen sind übrigens nicht das Problem. Es ist natürlich Zeit. Und Überforderung, weil so viele Aufgaben mit gleichwertigen Prioritäten da sind. Und das will ich dieses Jahr anders machen.

Steigendes Risiko Zeit gegen Geld.

Auch in meiner Selbstständigkeit als Designerin will ich Zeit und Geld seit einiger Zeit mehr entkoppeln. Kein besonders spektakuläres Anliegen. Wird doch seit Jahren online überall dazu ordentlich herumgetrommelt. Und nein. Ich habe keinen ›profitablen‹ Onlinekurs zu irgendwas aus dem Boden gestampft, als es überall durch Social Media gebrüllt wurde.

Aber einige kleinere Maßnahmen, die gut zu meiner Ausrichtung passen, gibt es schon, auf die ich auch ein bisschen stolz bin. Dazu gehört meine Kundenbibliothek, in der ganz viel stattfinden kann, ohne dass ich ›anwesend‹ sein muss. Dazu gehört auch der Newsletter, der seit letztem Jahr angelaufen ist. Immerhin. Dazu gehört natürlich dieser Blog, der dafür sorgt, dass neue Menschen mich und mein Angebot online finden können. Und beim Blog habe ich auch das Gefühl, dass der jetzt nebenbei ›rollt‹, auch wenn immer noch vieles besser werden kann.

Und auch in diesen Bereichen meiner Selbstständigkeit gilt. Ideen zur Weiterentwicklung gibt es für alle diese Bereiche haufenweise!

Ich bin leider nur eine Person.
Und die ist manchmal auch nicht so ganz da.

Ich wollte in 2023 ein Einstiegsprodukt umsetzen (ein digitales PDF als Selbstlern-Einstiegs-Produkt) und verkaufen, um auf meiner Produkttreppe (yey, ein Marketing-Begriff ;-) etwas Niedrigschwelliges zu haben, das Interessenten einfach kaufen können, wenn sie noch nicht in die Zusammenarbeit investierten können oder wollen.

Es soll einen Einstieg und Orientierung geben, damit Interessenten (meist Selbstständige) sich erstmal mit ihrem Erscheinungsbild- und Markenaufbau beschäftigen können, ohne mich zu buchen. Ich selbst würde es kaufen, weil ich der Typ bin, der gern erstmal unabhängig selbst versucht, weiterzukommen. ;-) Aber ich habe bisher nur eine rohe Fassung vorbereitet. Das Produkt gibt es nicht.

Und das ist genau das, was ich ja selber blöd finde. Nur ein Produkt, das online ist, kann gefunden werden. Nur ein Produkt, das existiert, kann ab da weiter verbessert werden. Und genau da, glaube ich, brauche ich jetzt einfach das verpflichtende Ziel.

Keine Ausrede. Kein Genöle, dass immer wieder die Zeit fehlt. Immerhin beim Newsletter hat’s ja letztes Jahr schon geklappt. Wenn auch mit Verspätung und mit Anlaufschwierigkeiten.

Also lege ich jetzt die nächsten Tage die wichtigsten Maßnahmen fest, um konkrete Ziele zu erreichen. Verbindlich. Und zwischendurch aktualisiere ich den Stand hier auf erreicht (oder nicht erreicht).

Maßnahmen für 2024
Standbein Designerin

  • Im ersten Quartal gibt es hier endlich ein niedrigschwelliges Direktprodukt als Orientierungspaket zum Kauf.
  • Die in meinen Design-Paketen enthaltenen Logo-Nutzungsrechte werden bis Ende Januar auf ein Abo-Modell umgestellt. Das ist als Überlegung nämlich auch schon länger da.

Auf meinem Board steht noch einiges mehr rund um Bestandskunden-Betreuung, Erweiterungen der Kundenbibliothek etc.
Aber das hier sind die beiden wichtigsten Punkte, die ich zuerst umsetzen möchte.

Maßnahmen für mein zweites Standbein
Illustrationen und & Motive

  • Etsy-Shop-Ausbau auf stabiles dreistelliges Produktsortiment bis Ende Quartal 1 2024
  • Print On Demand Produkte testen und etablieren
    bis Ende 1. Jahreshälfte 2024

Das Thema drösel ich hier nicht weiter auf. Das führt dann doch zu weit weg zu meinem zweiten Standbein. Schau dazu gern auf ziegelrot-designs.de vorbei.

Zahlenlastig aber mit guten Absichten.

Diese Maßnahmen zahlen alle darauf ein, dass am Ende des Jahres das auftragsunabhängige Einkommen anteilig höher ist als im letzten Jahr. Mindestens wieder stabil zweistellig.

Das mag erstmal nach einem etwas technischen, zahlengetriebenen Ziel klingen. Aber wenn du auch selbstständig bist, kannst du dir vermutlich vorstellen, was es für den Alltag Positives bedeutet, wenn Einkünfte nicht mehr nur an die eigene Zeit und Produktivität gekoppelt sind. ;-)

Einkuenfte Aufteilung

Weniger Erfolg, damit es erfolgreicher wird.

Außerdem ändere ich ein paar Grundvoraussetzungen im Kopf.

Und zwar räume ich etwas aus dem Weg, damit es nicht wieder so wird wie letztes Jahr. Ich setze für 2024 bewusst ein kleineres Umsatzziel. Ich stelle mich also bewusst auf weniger Umsatz am Ende des Jahres ein. Weniger Aufträge, weniger Zusammenarbeit mit neuen Kunden. So habe ich diesen Erfolgsdruck nicht so im Nacken wie letztes Jahr. Und kann den Faktor Zeit etwas freier für die Ziele nutzen.

Ich KANN wirklich mehr Zeit für die Skalierung des auftragsunabhängigen Einkommens investieren. Ich kann mir vor allem die Erlaubnis geben, das auch wirklich zu tun. Denn ich muss nicht gleichzeitig wirtschaftlich am Ende des Jahres das Ergebnis erreichen oder toppen, was ich 2023 erreicht habe. Es darf also in dem ›klassischen Bereich‹ meiner Selbstständigkeit gleichzeitig ein bisschen moderater und langsamer zugehen.

Rückwärts ist auch mal eine Option.

Das ist in meiner Wahrnehmung bei anderen Selbstständigen und Solopreneuren nämlich meistens keine Option, die offen kommuniziert wird. Da geht es immer nur aufwärts. Da werden immer etwas höhere Erfolgs- und Umsatzziele gesetzt. Mein Verdacht ist aber, dass dieses ›Rückwärts‹ in der Realität auch etwas häufiger vorkommt, als man so denkt.

Wann ist Ziele setzen und sich verpflichten gut.
Und wann ist es einfach nur noch mehr Druck?

Mich auf Ziele festzulegen, bedeutet für mich nach wie vor eher noch mehr Druck. Druck, der nervt und stresst und dazu führt, dass ich mich am Ende tendenziell eher erfolgloser fühlen könnte. Und meine Strategie ist auch weiterhin, dann erstmal auf Distanz zu gehen und zu sagen: Dann eben nicht. Dann eben kleiner. Und weniger. Ich muss das ja nicht machen, nur weil gefühlt alle anderen das machen.

Ich muss das nicht so schnell und toll hinkriegen (wie andere mutmaßlich). Und es ist auch ok, das nicht auch noch alles nebenbei im Alltag zu schaffen. Es ist auch mal ok, Ziele nicht zu erreichen. Scheitern darf ja erstmal passieren. Ziele dürfen auch mal verschoben oder geändert / verkleinert werden.

Beim Thema Ziele möchte ich mich aber auch nicht selbst ›anlügen‹, indem ich mich entscheide, keine verbindlichen Ziele anzuvisieren und diese auch wirklich messbar zu erreichen. Ich will mir nichts vormachen, dass das alles nicht so wild und nicht so wichtig ist.

Und das scheint sich hier bei mir irgendwie auch ein bisschen eingeschlichen zu haben. Denn zumindest diese Ziele sind mir wirklich dieses Jahr wichtig. Also möchte ich mich dieses Jahr auch daran messen (lassen).

Und das kannst du vielleicht auch mal abwägen. Schiebst du das Thema Ziele setzen und Selbstverpflichtung weg, weil es gerade wirklich zu viel Druck wäre und dir die Selbstständigkeit noch schwerer machen würde? Oder ist das Abgrenzen von möglichen Zielen und Abgrenzen von Verbindlichkeit auch eine Ausrede, um bloß kein Risiko fürs Scheitern einzugehen und den Frust auf keinen Fall spüren zu müssen?

Zum Abschluss habe ich noch einen sehr guten Tipp, den ich neulich im Portfolio-Podcast gehört (Empfehlung an dieser Stelle!) habe: Noch nicht (komplett) erreichte Ziele können zum Jahreswechsel nämlich geprüft und dann ins neue Jahr mitgenommen werden (wenn sie weiterhin sinnvoll erscheinen). Und das finde ich sehr hilfreich als Grundgedanke, um etwas weniger Druck zu haben und um auch mehr in realistischen Zeiträumen zu denken.

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