Konstruktiv bleiben bei Flauten und in unsicheren Phasen der Selbstständigkeit.

Wenn du selbstständig bist, kennst du das vermutlich: Entweder es ist zu viel zu tun. Oder es ist wie verhext, weil gerade zu wenig Anfragen reinkommen. Flauten und unsichere Phasen kennen vermutlich die meisten Selbstständigen. Ich natürlich auch.

Und ich merke, dass es jedes Mal neu und anders herausfordernd ist, sich als Selbstständige in solchen Zeiten konstruktiv zu verhalten. Das fällt gar nicht immer so leicht.

Blog-Artikel: Stetig deine Sichtbarkeit erhöhen.

Meine Erfahrungen mit unsicheren Phasen

Und weil ich genau weiß, wie sich das anfühlen kann, gibt es hier etwas ehrlichen Einblick, Zuspruch und konstruktive Ideen für dich. Weil du damit nicht allein bist. Und weil die anderen Selbstständigen das auch kennen. Auch wenn sie es nicht ständig nach außen tragen.

Wichtig. Das hier ist nicht allgemeingültig oder pauschal gemeint. Es ist meine subjektive Sicht und sind meine subjektiven Erfahrungswerte als selbstständige Designerin mit mehr als zehn Jahren Berufsdauer.

Deine Branche kann anders ticken oder du bist vielleicht anders abhängig vom Verhalten deiner Käufer und Kunden als ich mit meinem Angebot. Nimm dir raus, was du in deinem Kontext gebrauchen kannst.

Typische Gemütszustände...

Starten wir mal ehrlich mit Gemütszuständen, in denen wir uns als Selbstständige manchmal befinden. Und bitte nicht zu wörtlich nehmen. Das muss nicht alles gleichzeitig auftreten und wirkt sich meist auch nicht merklich auf die Arbeitsleistung aus.

Es sind oft Stimmungen und etwas beschwerte Zustände, die im Hintergrund mitlaufen und nicht groß nach außen kommuniziert werden.

Unsicherheit im Kopf, die mitläuft.

Wenn es wirtschaftlich nicht so läuft, oder wenn Resonanz ausbleibt, fragen wir uns, ob etwas mit uns nicht stimmt. Wir ziehen Rückschlüsse auf die Leistung oder das Angebot. Und das ist ja auch nicht nur schlecht. Das schauen wir uns gleich noch an. Aber im Kopf ist das wie eine kleine Handbremse, die leicht angezogen wird.

Ein schwächelnder Antrieb.
Denn als Selbstständige sind wir unser eigener Antreiber.

Auch wenn es so nicht sein sollte. Wenn zu wenig produktiv zu tun ist, was auch wirtschaftlich etwas bringt, gehen manchmal Antrieb und Motivation runter. Die intrinsische Motivation muss sich viel stärker anstrengen, weil von außen zu wenig kommt. Das lässt sich zwar ausgleichen (dazu gleich mehr), aber nicht nur positiv sondern auch ein bisschen durch die Sorgen im Hinterkopf.

Dünnhäutiger werden.

»Niemand interessiert sich für meine Selbstständigkeit. Niemand versteht, was bei mir im Hintergrund so alles los ist.« Das sind manchmal destruktive Gedanken, wenn gerade Resonanz fehlt. Wenn Zuspruch fehlt. Und wenn gefragt wird, dann ist es eh nur wieder diese Standard-Frage: Und. Läuft es gut?

Innerlich kommt dann dieses Nein, es läuft gerade nicht so dolle. Aber das möchte die andere Person ja nicht wirklich wissen. Die möchte nur ein Häkchen an ihre Frage machen können.

Das ist zwar manchmal nicht schön, wenn im Umfeld Resonanz, Interesse und Mitgefühl fehlen, aber diese Gedanken sind auch etwas dünnhäutig. Denn wir selbst sind ja Teil davon, wie wir nach außen kommunizieren, was wir anderen berichten und dass wir konstruktiv bleiben.

Vor allem kannst du bei Entscheidungen in solchen Phasen aufpassen, dass du dich nicht zu sehr von deiner Dünnhäutigkeit leiten und komplett einbremsen lässt.

Ich könnte in diese destruktiven aber verständlichen Zustände jetzt noch tiefer reingehen. Und dir fallen wahrscheinlich noch andere Verhaltensweisen und Gemütszustände ein. Aber ich möchte mit dir zusammen viel lieber die konstruktive Seite in den Blick nehmen. Als erstes gibt es kleine Maßnahmen und Ideen als Soforthilfe im Alltag.

Kleine Maßnahmen und Ideen als Soforthilfe

Mit anderen Selbstständigen austauschen

Das kann wirklich Wunder wirken. Auch wenn ich selbst eher sparsam damit umgehe, weil es auch Energie kostet. Aber gerade Kollegen und Kolleginnen können meist sehr gut nachvollziehen, wie du dich gerade fühlst oder haben schon Ähnliches erlebt. Und du bekommst neue Perspektiven oder Ansätze, wie du mit konkreten Herausforderungen umgehen kannst. Manchmal hilft es einfach, zu merken, dass du nicht allein mit Flauten und unsicheren Phasen bist. Das erleichtert und mit etwas mehr Entspanntheit kann das Gehirn auch wieder konstruktiver damit arbeiten.

Pomodoro-Technik

Wenn die eigene Motivation und der Antrieb gerade nicht so funktionieren wie sie sollten, hilft mir persönlich die Pomodoro-Technik. 20 Minuten für eine gefühlt zu große Aufgabe, die mir erst irgendwann später mal ein Erfolgserlebnis bringt, gehen immer. Und mit mehreren solcher Zeit-Slots wirst du am Tag zumindest etwas geschafft haben! Du bist vorangekommen. Mein Motto ist nicht umsonst langsam aber stetig. Komm dazu gern in meinen Newsletter.

Bedarf bei vorhandenen Kunden aktiv abdecken

Auch wenn ich selbst Schweißausbrüche bekomme, wenn es darum geht, meinen Kunden etwas aufzudrängeln oder einfach kalt nachzufragen, ob es gerade Bedarf gibt. Es gibt meist viele sinnvolle Ansätze, wie du Bestandskunden und bestehenden Kontakten sinnvoll etwas anbieten kannst. Manchmal sind auch kleinere Bedarfe bisher auf beiden Seiten liegen geblieben, weil immer zu wenig Zeit war. Da lässt sich auch mal Initiative übernehmen und nebenbei signalisieren, dass du jetzt Kapazitäten hättest. Und Kunden freuen sich auch, wenn jemand anderes den Faden aufnimmt und sich kümmert und interessiert.

Abstand gewinnen.
Privates und Gesundheit bewusst als Gegengewicht einsetzen.

Wenn du im Garten die Wiese mähst oder den Teich ausgebuddelt hast, schaffst du Abstand zu dem ganzen Selbstständigkeits-Krempel. Das können natürlich alle möglichen Aktivitäten sein, die bei dir gut funktionieren.

Wenn wir ehrlich sind, ist meistens so etwas wie Sport, Bewegung und gesunde Ernährung zwar total langweilig und offensichtlich. Aber es funktioniert sozusagen auf einer rein ›technischen‹ Ebene, damit wir uns besser fühlen. Dafür muss in der Selbstständigkeit nichts besonders krass laufen oder erst die passende Phase oder Gelegenheit da sein.

Dankbarkeit und Fokus auf kleine Erfolge.

Das fällt mir selbst manchmal ziemlich schwer. Aber wenn du schon etwas länger selbstständig bist, hast du vermutlich schon einiges geschafft und Erfolge erreicht. Richte den Blick mal auf die Ergebnisse, die schon da sind. Und verschaff dir kleine Erfolge mit eigenen Projekten, für die sonst zu wenig Zeit da ist.

Die eigene Rolle annehmen, ohne dir für alles die Schuld zu geben.

Du machst das gut! Du gibst als selbstständige Person jeden Tag dein Bestes. Und ja, an manchen Tagen bist du vielleicht unter deinen Erwartungen. Was soll’s. Oder glaubst du wirklich, anderen geht es nicht so? Du bist immer noch da und machst weiter (das ist schon ein Erfolg). Wenn es gerade eher eine Flaute gibt, kann das auch an ganz vielen Dingen liegen, die du nicht sofort beeinflussen kannst und an denen du auch nicht Schuld bist. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel Woran es auch liegen könnte.

Aushalten. Akzeptieren, dass das jetzt die Phase ist.

Klingt zu stumpf. Aber manchmal hilft einfach Aushalten und Akzeptieren, dass die Phase jetzt so ist. Manchmal muss nämlich gar nicht gestrampelt und im Hintergrund alles über den Haufen geworfen werden. Du kannst das auch einfach mal aushalten und stumpf weitermachen, bis die Phase besser wird. Und das kommt manchmal auch unverhofft recht schnell.

Bei mir zumindest ist es manchmal einfach eine einzige Anfrage und ein neuer Auftrag und schon ist wirtschaftlich wieder alles fluffiger und entspannter.

Konstruktiv in die Angst-Themen reingehen.

Wenn es gerade nicht so läuft, kann das ein wirklich guter Antreiber sein, dich und deine Selbstständigkeit weiterzuentwickeln.

Ja, das fühlt sich in der Phase selbst nicht so dolle an, aber wenn du konstruktiv mit deinen Angst-Themen und mit deiner Phase arbeitest, kommst du auf neue Lösungen und kümmerst dich vielleicht auch endlich mal um Bereiche deiner Selbstständigkeit, die es nötig haben. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel über Angst in der Selbstständigkeit.

Gerade rückblickend bringen unsichere Phasen und Flauten oft gute Aspekte mit sich. Auch wenn die nervig, unangenehm und anstrengend sind.

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Präventive und stabilisierende Maßnahmen und Ideen: Die ›Inseln‹ deiner Selbstständigkeit

So, jetzt kommen wir zu Maßnahmen und Ideen, die über die Zeit dazu beitragen, dass deine Selbstständigkeit stabiler wird und unsichere Phasen und Flauten besser aushält. Auch hier gilt, das sind tendenziell meine ›Inseln‹, an denen ich am liebsten arbeite. Du kannst je nach deiner Branche, Ausrichtung und Arbeit auch ganz andere ›Inseln‹ definieren und dort stetig Land aufschütten und Poller in die Brandung legen.

Mehrere Inseln in deiner Selbstständigkeit aufbauen

Stell dir die Maßnahmen wie ›Inseln‹ vor.

Ich mag den Begriff Inseln hier wirklich gern, weil es Bereiche deiner Selbstständigkeit sind, die du landmäßig aufbauen kannst. Du kannst auch von Insel zu Insel hoppen, wenn es gerade auf einer davon etwas stürmischer oder grau und wattmäßig matschig aussieht.

Mehrere Standbeine aufbauen und ausbauen.

Vor Jahren begegneten mir beim Thema Selbstständigkeit vermehrt Ratschläge, mich unbedingt möglichst spitz und nischig zu positionieren. Am besten auch noch ausgerichtet auf eine ganz bestimmte Branche (nehmen wir Websites für Zahnärzte als fiktives Beispiel). Weil ich als Designerin dann sehr speziell bestimmte Bedürfnisse abdecken könnte.

Und ich bin heute froh, dass ich ausgerechnet solchen Ratschlägen nicht zu sehr nachgegangen bin. Klar Positionierung und Nische sind wichtig. Aber nicht um jeden Preis. Ich habe den Verdacht, dass es in der Selbstständigkeit immer wichtiger wird, auf mehrere Standbeine zu setzen. Um unsichere Phasen zu kompensieren und um die Selbstständigkeit stabiler zu machen.

Beispiele aus einigen Berufsgruppen, die mir schon begegnet sind oder die ich mir gut vorstellen könnte:

  • Designerin: Auftragsarbeit für Selbstständige + Etsy-Shop und eigene kleine Marke für Illustrationen und Motive
  • Tischler: Auftragsarbeit für Privatkunden und Unternehmen + eigener kleiner Online-Shop für Produkte, die nebenbei in der Tischerlei gefertigt werden.
  • Coach: Workshops und Seminare für Unternehmen und Institutionen + eigene feste Vortragsformate, die man einfach buchen kann.
  • Geschäft für Bodenbeläge + Deko-Artikel, Wohntextilien als Ergänzung.
  • Verkauf von restaurierten alten Möbeln + Workshops, wie man selbst eigene Möbel upcyclen kann.

Gesunden Kunden-Mix aufbauen.

Das knüpft an den vorherigen Punkt an. Meine Leistungen sind überwiegend für Selbstständige und kleine Betriebe genau richtig. Aber abgesehen davon gibt es bei mir einen Mix, was die Branchen betrifft. Gerade in der Onlinebusiness-Bubble scheint es ja manchmal so, dass man nur noch für Coaches und Berater arbeitet. Das wollte ich immer unbedingt vermeiden. So sind bei meinen Kunden auch Handwerksbetriebe, Ingenieure, Stiftungen und Praxen dabei, was mich ehrlich gesagt sehr freut.

Pakete und feste Produkte anbieten.

Auch bei der klassischen Zusammenarbeit mit Kunden kannst du schauen, ob du deine Leistung in eine Art Paket mit festem Prozess schnüren kannst. So lässt sich etwas anbieten, was für Interessenten überschaubar und attraktiv wirkt – und möglicherweise neue / andere Interessenten anzieht.

Und du hast den Vorteil, dass es ein festes Paket ist, das du immer wieder verkaufen und über einen festgelegten Prozess abwickeln kannst.

Arbeit mit Bestandskunden ausbauen und managen.

Eine echt schöne Insel mit vielen bekannten und freundlichen Gesichtern. Im zu vollen Arbeitsalltag geht das bewusste Managen von Kommunikation mit Bestandskunden manchmal zu sehr unter.

Und auch wenn ich diesen Punkt schon bei den Sofortmaßnahmen erwähnt habe: Hier liegt auch oft Potential, Arbeit für Bestandskunden insgesamt gezielter und geplanter anzugehen. Du kannst Bedarfe, die immer mal wieder aufgetaucht sind, gezielt abdecken und proaktiv sinnvolle Ergänzungen anbieten.

In neue Bereiche reinschnuppern.

Rückblickend habe ich manche Themen und Ideen zu lange vor mir hergeschoben. Ein eigener Etsy-Shop ist doch nichts für mich. Ein Newsletter, zu viel Arbeit. Ein zweiter Etsy-Shop, klappt bestimmt nicht (tut er auch noch nicht :-). Ein eigenes Mini-Produkt, braucht doch eh keiner. Aber ich habe gelernt, dass erst dieses Umsetzen und Ausprobieren wirklich hilft, den Weg der danach kommt, besser einzuschätzen.

Altlasten und unproduktive Bereiche loswerden.

Eine Insel darf auch wieder zurückgebaut werden. Manchmal schleppen wir in der Selbstständigkeit auch Bereiche mit, die eher Belastung sind und Arbeit verursachen aber wirtschaftlich wenig beitragen.

Hier musste ich allerdings erst grübeln, bis mir eine solche Insel bei mir eingefallen ist: Früher habe ich für Privatkunden Hochzeitseinladungen und Gestaltung von Einladungen angeboten. Irgendwann wurde aber klar, dass der Bereich unwirtschaftlich ist und von mir eigentlich nur noch mitgeschleppt wurde. Dementsprechend fiel es mir relativ leicht, diesen Bereich irgendwann loszulassen.

›Brücken und Trittsteine‹ zwischen den Inseln deiner Selbstständigkeit

Jetzt kommen wir noch zu ›Brücken und Trittsteinen‹ zwischen den Inseln deiner Selbstständigkeit:

  • Kontakte pflegen, Kooperationen und Querverbindungen aufbauen.
  • Persönlich involviert bleiben. Resonanz geben. Dich interessieren. Dich involvieren!
  • Dich dort aufhalten, wo deine Kunden sich aufhalten (online oder real), ihnen zuhören, dich austauschen.
  • Probleme deiner Kunden aufgreifen und verstehen.
  • Dich weiterbilden, Erfahrungen sammeln.

Vermeintlich geht der persönliche Bezug zum Anderen immer mehr verloren. Es wird oberflächlicher. Die KI macht dein Marketing eh bald einfach ohne deine menschliche Beteiligung, nech...

Auch wenn es praktisch ist, Aufgaben auszulagern und Prozesse zu vereinfachen. In jedem Fall wird es gleichzeitig immer wertvoller, wenn du als Person involviert bleibst. Wenn du mit deinen Kunden mitgehst und mitdenkst. Auch wenn es dafür nicht immer Lob und Anerkennung zurück gibt.

Auf Dauer stehst du damit im Vergleich zu Mitbewerbern (die kommen und gehen) möglicherweise stabiler da. Einfach weil du DA bist und da bleibst. Menschlich, zuverlässig, interessiert.

Quantität und Summierung sind was Gutes. Auch wenn nicht alles funktioniert. Vielleicht ist das gerade wichtig.

Auch wieder ein kleiner Reminder für mich selbst. Es ist ganz oft NICHT so, dass eine Sache direkt den einen nachweislichen Erfolg bringt und dich aus einer flautigen Phase wieder rauskatapultiert. Wenn doch, dann ist das natürlich super!

Manche Maßnahmen werden nicht (sofort) funktionieren. Nur weißt du das im Zweifelsfall ja erst, wenn du es überhaupt ausprobiert hast. Daher sind auch Maßnahmen, die (bisher) nicht funktioniert haben, etwas Gutes. Lies dazu auch meinen Blog-Artikel Wenn ich nach ein paar Monaten aufgegeben hätte.

Ungeduld aushalten ist auch eine Stärke.

Auch wenn es nicht gerade ein Gamchanger-Tipp ist. In der Selbstständigkeit Phasen aushalten und mit Geduld und Hartnäckigkeit dranbleiben ist eine riesige Stärke. Was glaubst du, wie viele Selbstständige das nicht schaffen und irgendwo unterwegs aussteigen.

Wenn du hartnäckig und konstruktiv bockig am Ball bleibst und weitermachst, läufst du ein Wegstück, das viele andere nicht laufen.

Und damit meine ich nicht diese berüchtigte Extrameile. Oder vielleicht doch ein bisschen – nur nicht als Hustle-Modus. Ich meine eher dieses stetig Etwas in Bewegung bleiben und die Wanderung mit langsamen aber stetigen Schritten wieder fortsetzen. Auch wenn du zwischendurch mal erschöpft herumgesessen und einfach in die Gegend gestarrt hast.

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